Alpenüberquerung Geheimtipp
6 fantastische und fast menschenleere Alternativen zu den überfüllten Wanderrouten der Ostalpen
Du suchst eine nicht überlaufene Wanderroute über die Alpen? Dann bist Du hier richtig!
Wunderschöne Wanderwege und Routen über die Alpen gibt es ja eigentlich Unmengen, denn die einzig wahre Alpenüberquerung existiert nicht.
Die bekannten Routen wie der E5, von Oberstdorf nach Meran, oder die Wanderung von München nach Venedig sind zwar atemberaubend schön, aber mittlerweile absolut überlaufen.
Fast vollkommen unentdeckt und definitiv nicht weniger schön, sind die Alpenüberquerungen der Westalpen, also von der Schweiz oder Frankreich nach Italien und an die französische Cote d’Azur ⇨ Mein absoluter Geheimtipp für herausragende Alpenüberquerungen!
Ich habe die Alpen von Chamonix bis Menton durchwandert, war auf den großen Fernwanderwegen (rote Via Alpina, der GR5, und der GTA) unterwegs und habe auch kleine, kürzere Durchquerungen in den letzten Jahren unternommen.
Meist war ich tagsüber ganz alleine unterwegs, umgeben von der majestätischen Ruhe und Schönheit der Berge und fast leeren Hütten, im Hochsommer.
Hier findest Du alle wichtigen Infos zu diesen wunderschönen, unentdeckten Alpenüberquerungen in den Westalpen.
Alpenüberquerung Geheimtipp Überblick
Statt die bekannten und oft überlaufenden Wanderwege der Ostalpen, möchte ich Dir 6 unterschiedlich lange Alternativen in den Westalpen vorstellen.
Es müssen nicht immer die bekannten Ötztaler Alpen, die tuxer Alpen oder die julische Alpen Sloweniens sein. Wie wäre es alternativ mit den Grajische Alpen, der Dauphiné oder den Cottische Alpen?
Landschaftlich sind diese Geheimtipps mindestens genauso schön wie ihre berühmten Kontraparts, mit Startpunkten in Deutschland und Österreich.
Überblick der unten beschriebenen Alpenüberquerungen in den Westalpen:
Etappen | Start- und Endpunkt | Entfernung |
---|---|---|
7 | Sacra di San Michele – Briançon | 100 km |
4 | Susa – Modane | 55 km |
5-6 | Limone Piemonte – Sospel | 65 km |
ca. 65 | GTA (Molini di Calasca – Viozene) | 1000 km |
ca. 30 | GR5 (Thonon-les-Bains – Menton) | 600 km |
ca. 60 | Via Alpina rot (Westalpenbogen) | 2500 km |
Alpenüberquerung Geheimtipp
1. Sacra di San Michele (Turin) – Briançon (Hautes-Alpes)
Vom Wahrzeichen des Piemont, der Abtei Sacra di San Michele führt der Sentiero dei Franchi in 4 Wandertagen entlang des Susatals bis Oulx.
Eine Variante der Via Francigena (dt. Franziskusweges) führt dann in 2 Tagesetappen weiter auf den Grenzpass bei Clavière und am letzten Tag in die sehenswerte Festungsstadt Briançon.
Meine Highlights dieser Alpenüberquerung
- Die Abtei Sacra di San Michele, das Wahrzeichen des Piemonts und Inspiration Umberto Ecco’s für den Bestseller „Der Name der Rose“. Eine Besichtigung lohnt sich!
- Aufstieg durch die Schlucht des Flüsschens Piccola Dora unterhalb von Clavière. Hier wanderst Du unterhalb einer der längsten tibetischen Hängebrücken der Welt. Super beeindruckend!
- Die Festungsstadt Briançon gehört zu meinen Lieblingsstädten in den Alpen. Sie hat nicht nur eine sehenswerte Oberstadt, innerhalb einer Zitadelle von Vauban, sie ist auch von mehreren, gut erhaltenen Festungen umgeben.
Alpenüberquerung Geheimtipp
2. Susa (Piemont) – Modane (Savoie)
Insgesamt hat diese Alpenüberquerung ca. 55km. Vom piemontesischen Susa im Susatal brauchst Du zwei Wandertage auf der Via Francigena (dt. Franziskusweges) bis zum beliebten Col du Mont Cenis (dt.: Moncenisio Pass). Von dort geht es in zwei weiteren Wandertagen bis in die Kleinstadt Modane.
Meine Highlights dieser Alpenüberquerung
- Die Kleinstadt Susa beherbergt jede Menge sichtbare römische Denkmäler wie zum Beispiel das Amphitheater, das Aquädukt und die Stadtbefestigung aus dem 3. Jahrhundert.
- Der Col du Mont Cenis und sein Stausee liegen auf einem malerischen Hochplateau und sind umgeben von gut erhaltenen Festungen, die frei zugänglich sind. Alleine auf diesem Pass habe ich bereits mehrere Tage mitWandern verbracht, da es, dank der Festungen und dem Stausee echt viel zu sehen und tun gibt.
- Noch mehr Festungen passierst Du kurz vor Modane. Die 5 Festungen der Verteidigungslinie der Forts de L’Esseillon liegen auf der westlichen Schluchtseite des Flusses Arc über die auch die sogenannte Teufelsbrücke führt.
Alpenüberquerung Geheimtipp
3. Limone Piemonte (Cuneo) – Sospel (Alpes-Maritimes)
Dieser Geheimtipp einer Alpenüberquerung ist die südlichste aller Optionen und durchquert die maritimen Seealpen. Diese Tour kannst Du auch im Herbst noch problemlos machen.
Meine Highlights dieser Alpenüberquerung
- Auf dem Alpenpass Colle di Tenda steht das gut erhaltene Forte Centrale, in dem auch gezeltet werden kann. Entlang des französisch-italienischen Grenzkamms folgen weitere sehenswerte Festungsruinen.
- Das Vallée des Merveilles (dt. Tal der Wunder) im Mercantour Nationalpark ist ein einzigartiges Natur- und Kulturerbe, da es über 40.000 prähistorische Felszeichnungen aus der Bronzezeit beherbergt.
Im Hochsommer würde ich das Tal an den Wochenende meiden, da es dann von unmengen Franzosen bewölkert ist.
4. Grande Traversata delle Alpi (GTA)
Mein persönlicher Lieblingsweg durch die Westalpen ist die Grande Traversata delle Alpi (kurz: GTA). Über 1000km führt der Weitwanderweg durch den piemontesischen Westalpenbogen.
Die Route führt dabei durch einige der schönsten Nationalparks und Naturschutzgebiete Italiens.
Meine Highlights dieser Alpenüberquerung
- Der unbekannte und doch so sehenswerte Gran Paradiso National Park ist Italiens erster Nationalpark. Er wurde 1922 zum Schutz der Steinadler gegründet.
Ein idyllisches Fleckchen Erde mit wenig Luftverschmutzung, von dem man Nachts herausragend den Sternenhimmel beobachten kann!
- Ein landschaftliches Highlight ist für mich auch immer wieder das Hochplateau von Prali im Val Germanasca mit seinen angeblich 13 Seen.
- Die sogenannten Dolomiten von Cuneo, mit dem malerischen Dorf Chiappera, liegen am Talschluss des Mairatals.
Zusammen mit der Route des Folgetages über das Bivacco Bonelli nach Cialvetta war dieser GTA-Abschnitt ein Highlight meiner Alpenüberquerung: eine fantastische Mischung an vielfältigen Landschaften, Militärbunkern, Hochebenen, Bergseen und schroffen Felsen.
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5. Grande Randonnée 5 (GR5)
Der alpine und beliebteste Teil der Grande Randonnée 5 starten in Thonon-les-Bains (Haute Savoie) am Genfersee. Alternativ beginnen viele Wanderer ihre Wanderung zum Mittelmeer, wie auch ich vor ein paar Jahren, in Chamonix.
Der GR5 wird auch Grande Traversée des Alpes genannt. Nicht zu verwechseln mit dem italienischen Pendant Grande Traversata delle Alpi.
Die beiden fast gleichnamigen Wanderwege verlaufen grob gesehen parallel zueinander, jeder auf seiner Seite der alpinen Grenzlinie. Wechsel und Kombinationen der wanderwege sind vielerorts möglich.
Meine Highlights der GR5 Alpenüberquerung
- Die 2-3 Tage, die von Chamonix um den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc führen, sind schon absolut beeindruckend.
Da der Wanderweg auf diesem Teilstück identisch mit dem mega beliebten Tour du Mont Blanc Wanderweg ist, kann es auch schon mal voll werden.
- Der Parc National de la Vanoise ist mir in toller Erinnerung geblieben, da ich noch nie so viele Murmeltiere auf einem Haufen gesehen habe. Und zutraulich waren sie auch.
- Einfach nur traumhaft schön ist der letzte Nationalpark der Route, der Mercantour. Hier empfehle ich auch die Alternativroute über den GR52 bis nach Menton zu wandern, um dieses Highlight in voller Zügen erleben und durchwandern zu können.
Mein Insidertipp: Die italienische GTA ist weniger teuer und noch unberührter als der französische GR5.
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6. Rote Via Alpina
Die rote Via Alpina ist ein europäischer Fernwanderweg, der sich über alle acht Alpenländer erstreckt und das Herz der Alpen, von Ost nach West durchquert.
Die wenigsten von uns werden ihn in voller Länge wandern können, da er in 161 Tagesetappen, von Triest bis zum Fürstentum Monaco, aufgeteilt ist.
Mein Tipp, da ich selbst große Teile der roten Via Alpina gewandert bin, ist der letzte Abschnitt ab dem schweizerischen Wallis oder dem französischen Savoyen, bis ans Mittelmeer.
Am unberührtesten und ursprünglichsten sind die Dauphiné und die Cottische Alpen bis zum Beginn der Seealpen, im unteren Piemont. Die Route ist oft identisch mit der GR5 oder der GTA.
Gute und einfach Einstiegspunkte sind Martigny in der Schweiz, Chamonix, Modane oder Briançon in Frankreich oder auch Aosta in Norditalien.
Alles kleine Städte, die Du mit der Bahn erreichen kannst, um von dort mit lokalen Bussen zu den jeweiligen Startpunkten weiterzufahren.
Fazit: Alpenüberquerung Geheimtipp
Meine kleine Auswahl an Geheimtipps für Alpenüberquerungen hat Dich hoffentlich inspiriert, Dir die weniger bekannten, aber ebenso atemberaubenden Wanderrouten in den Westalpen, mal näher anzugucken.
Von der beeindruckenden Sacra di San Michele, zur sehenswerten Festungsstadt Briançon bis hin zum fantastischen Mercantour Nationalpark in den Seealpen, durch den der GR5 und die Via Alpina verlaufen, hast Du hier sechs einzigartige Alternativen zu den überfüllten Pfaden der Ostalpen.
Ganz nebenbei bemerkt punkten sowohl das Piemont als auch Frankreich mit herausragender, regionaler Küche und leckerem Kaffee, einem Muss (jedenfalls für mich) für solch lange und anspruchsvolle Routen in alpinem Gelände.
Die Routen versprechen also zusätzlich zum authentisches Wandererlebnis inmitten spektakulärer Landschaften und kultureller Reichtümer auch Gaumenfreunden und sind ideal für jene, die die ruhige Majestät der Berge abseits der Menschenmassen suchen.
Egal für welche Alpenüberquerung Du Dich letztendlich entscheidest, vergiss nicht diese vorab gut zu planen und Dich vorzubereiten. Du benötigst unter anderem eine gute Kondition, um eine Tour durch die Berge meistern zu können. Eine Alpenüberquerung ist kein Spaziergang!